Abschied von Afrika – ein hartes Stueck Arbeit!

Es war uns schon vorher klar, dass das Verlassen von Afrika anstrengend wird. Aber mit so viel Stress hatte ich doch nicht gerechnet.

Allein die Fahrt zum Flughafen und die Planung dahin war schon ein Stresslevel.
Wir hatten durch einen Bekannten eine Telefonnummer von einem Typen, der einen Kombi hat. Und da wir ja ne Menge sperriges Gepaeck hatten, brauchten wir ein grosses Auto. Mit dem haben wir ein paar Tage vorher die Fahrt und den Preis ausgemacht. Am Tag unserer Arbeise haben wir uns dann aber entschieden, uns einen anderen Fahrer zu suchen. Man hoert eben so vieles und wir selber haben auch einige Erfahrungen gesammelt und wollten womoeglichen geplanten Ueberfaellen erst gar keine Moeglichkeit geben. Wahrscheinlich total uebertrieben, aber wir haben Tage vorher die Tour klar gemacht und wir sind weiss und somit reich und es gibt so viele dunkle Ecken auf der Strecke. Da koennte man leicht eben von der Strasse abbiegen und die Kumpels treffen…(Zumal unser Fahrer gerade bei einem Kokaindeal mit seinem Polizistenfreund aufgeflogen ist, im Knast sass und gerade seit ein paar Wochen wieder draussen war!)
So haben wir uns ein paar Stunden vorher einen anderen Taxifahrer gesucht, allein schon um eine entspanntere Fahrt zu haben. Den haben wir einige Stunden frueher als noetig zu uns bestellt, denn man weiss ja nie – “Oh, ich hab kein Benzin, ich geh mal eben tanken. Aber hier im Ort gibt’s heute nichts, ich muss in den Nachbarort”, oder die Karre springt nicht an oder der Fahrer wird zu irgendeinem Notfall gerufen oder oder oder…

Wir haben versucht, den letzten Tag irgendwie sinnvoll zu fuellen, damit wir nicht nur rumhaengen und warten bis es los geht. Aber mit Packen waren wir um 10 morgens fertig (natuerlich waren wir bei Sonnenaufgang wach) und da es geregnet hat, sind wir erst spaet nochmal ins Buero gegangen. Natuerlich waren wir nachmittags in einer trockenen Viertelstunde nochmal am Strand und haben uns vom Meer verabschiedet. So lange haben wir am Strand gelebt, man gewoehnt sich ja doch dran. Die Hunde lieben es, ueber den Sand zu fetzen und das Wasser spritzen zu lassen.
Abends waren wir nochmal Pizza essen, das war lecker, aber zum einfach gemuetlich dort sitzen, hatten wir keine Ruhe, so dass wir recht schnell wieder zurueck gegangen sind.
Der Taxifahrer war ne Stunde frueher da als bestellt (!), wir haben noch schnell einen Kaffee mit unserem “Vermieter” getrunken und sind dann auch los. Viel zu frueh, aber wir wollten schonmal die erste Srecke geschafft haben.

So sassen wir abends um halb 10 am Flughafen, das Einchecken ging, laut Royal Air Maroc, bei denen ich einen Tag vorher nochmal angerufen hatte, um den Flug zu bestaetigen und auch  nochmal wegen den Hunden bescheid zu geben, um 11 los. Wir sassen also ein Weilchen draussen vor dem Flughafen, da war auch etwas Gras fuer die Hunde, aber es war ziemlich kalt, also etwas ungemuetlich. Um halb 1 (!!) ging das Einchecken los, die Hunde mussten in die Kaefige bevor wir das Flughafengebaeude betreten durften. Wir hatten das einige Male geuebt und die beiden fuer einige Zeit in die Kaefige gesperrt. Sie kannten das also, fanden das aber natuerlich nicht super.

Und dann kam die grosse Katastrophe: Am Check-in Schalter wurde uns dann gesagt, dass wir die Hunde nicht als Gepaeck aufgeben koennen, wie uns ja durch Royal Air Maroc gesagt wurde, sondern wir muessten die als Uebergepaeck/spezial Gepaeck aufgeben. Und da wir ja einen Tag Pause in Casablanca haben, koennte sie uns nicht den normalen Preis berechnen, sondern irgendwas anderes und das waeren jetzt $25 pro Kilo! Die Hunde wiegen mal eben 25 und 17 kg + die Kaefige!!! Natuerlich haben wir denen von den Absprachen mit der Airline erzaehlt, denn schliesslich haben wir die Tickets bei denen gekauft, weil die diese Regelung hatten. 2 Gepaeckstuecke mit jeweils 32 kg, wenn wir wollen, koennen wir jeder einen Hund als Gepaeck aufgeben und dann eben nur ein weiteres Gepaeckstueck aufgeben. Nee, meinte sie, Hunde gehen immer extra, selbst wenn wir gar kein Gepaeck aufgeben. Wir haetten also locker unsere anderen Sachen mitnehmen koennen, die wir nun alle weggegeben haben. Ewig haben wir diskutiert und schliesslich haben wir irgendwie erreicht, dass sie die Hunde vom Preis her bis nach Kanada durchcheckt, so dass wir 1. den billigeren Preis bekommen und 2. in Casablanca nicht nochmal bezahlen muessen. Aber auch hier mussten wir drum betteln, da kam keine Unterstuetzung von deren Seite. Wir hatten Glueck, dass wir noch Bargeld hatten, um bezahlen zu koennen, denn natuerlich werden in Ghana am internationalen Flughafen keine Kreditkarten akzeptiert.

Die Hunde muessten dann jetzt auch aufgegeben werden, meinte sie. Weiter abseits, da geht das extra Gepaeck durch. Natuerlich haben wir gefragt ob wir da nich irgendwie weiter mitgehen koennten oder nach den Kontrollen wieder zu den Kaefigen koennten, aber das war natuerlich voellig absurd.
So standen wir dann an einer kleinen Rampe mit ein paar Typen, die fuer das Gepaeck zustaendig sind und haben versucht denen klar zu machen, in welches Flugzeug die Kaefige muessen, dass es sich um lebendige Tiere handelt und sie bitte freundlich sein sollten. Der eine erfuellte gleich meine schlimmsten Befuerchtungen und trat erstmal gegen den Kaefig. Macht man doch so. Vorher, beim Wiegen, hat einer den Kaefig dermassen daemlich auf den Gepaeckwagen gepackt, dass der runtergerutscht ist. Ich hab eine Kriese nach der naechsten bekommen und was ich mit am schlimmsten fand war, dass ich mich ja nicht mal richtig aufregen konnte, sondern noch freundlich sein musste, da diese Leute ja fuer die Hunde verantwortlich sind und wenn die beleidigt sind, lassen sie womoeglich einfach die Kaefige stehen. Es gibt wirklich fiese Leute, und Hunde werden in Ghana gegessen und so viele Geschichten haben wir gehoert von getoeteten Hunden (kurz vor unserer Abreise haben wir noch gehoert, dass der Hund von einem Bekannten, der uns bei der Wohnungssuche geholfen hat, von seinem Nachbarn vergiftet worden ist und ueber 2 Tage qualvoll gestorben ist.) und haben ja selbst mitbekommen, wie wenig ein Tier dort wert ist. Und trotzdem muss man dann Vertrauen haben und darauf hoffen, dass die Hunde in dem richtigen Flieger und Abteil sind, wo Temperatur und der Druck geregelt werden.

Es war ein furchtbarer Abschied, als die dann auf dem Rampe durch einen Plastikvorhang geschoben wurden, natuerlich haben sie noch gejault. Und dann kam gleich eine Frau aus einem Buero mit einem dermassen unfreundlichen Gesicht, dass uns gleich wieder Angst und Bange wurde. Ob wir denn auch alle noetigen Papiere haetten, um die Hunde aus dem Land zu bringen. Wir haben die Impfpaesse, mit deren Namen, Geburtsdaten und unsere Namen als Eigentuemer, mehr nicht. Natuerlich ist das auch ausreichend, denn dort hat niemand irgendwelche Papiere fuer die Tiere, aber darum geht’s ja nicht. So hatten wir wieder eine Diskussion, die wir im Endeffekt hinbekommen haben, aber die Situation liess den Puls mal wieder rasen.

Irgendwann waren die Hunde (jaulend) durch den Plastikvorhang verschwunden, wir waren voellig fertig, sind durch die Kontrollen und haben nur noch auf den Abflug gewartet.

Wir hatten gehofft, dass damit der organisatorische Stress vorbei waere und wir “nur noch” auf die Ankunft in Casablanca warten muessten. Aber einen kleinen Panikanflug bekamen wir noch: Als wir im Flieger sassen, wurden wir per Lautsprecher vom Piloten begruesst:” Herzlich willkommen an Bord zum Flug nach Cotonou, Benin!” Dass unser Flug nach Casablanca ueber Benin ging, wurde von niemandem erwaehnt und stand auch nirgends angeschlagen, auch nicht im Ticket.
Man stelle sich also vor: Wir planen seit Monaten unsere Abreise aus Afrika, entscheiden uns, den Kontinent zu verlassen, was unheimlich schwierig ist. Staendig landen irgendwelche neuen Hindernissen vor unseren Fuessen, die wir muehsam beseitigen muessen. Und dann sitzen wir endlich im Flieger und wollen nach Nordwesten fliegen – und fliegen stattdessen weiter oestlich, also noch weiter tiefer rein nach Afrika! Was fuer eine Symbolik!

Und dort wurde auch noch die Crew gewechselt. Stress pur, denn so kamen eine Landung und ein erneuter Abflug fuer die Hunde dazu, total laut, Tueren auf und zu, Gepaeck aus- und einpacken, Leute etc. Und natuerlich fuer uns kam dazu: Hoffentlich werden die Hunde nicht entladen und hoffentlich weiss die neue Crew, dass Hunde an Bord sind und dementsprechend Temperatur und Drucke geregelt werden. Waehrend des kurzen Stops haben wir also versucht, mit dem neuen Personal zu sprechen, aber wir bekamen entweder “Dafuer bin ich nicht zustaendig!” zu hoeren oder wir wurden ausgelacht, “wir bringen eure Hunde schon nicht um, relax.”
Es war wirklich sehr unschoen. Wir sind in Casablanca gelandet, total uebermuedet und k.o. und mit den Gedanken “Nun werden wir wenigstens gleich wissen wie der Flug ausgegangen ist, so oder so.”

Die Kontrollen waren ueberhaupt kein Problem, ruckzuck durch die Immigration, dort habe wir unser Visum eingestempelt bekommen und waren 10 Minuten nach der Landung am Gepackband (die Kaefige hatten wir bereits beim Aussteigen gesehen, wir wussten also, dass die Hunde zumindest nicht in Benin ausgeladen wurden. Aber wir konnten aus der Entfernung keine Bewegung erkennen…) und im selben Moment wurden die beiden von mehreren Typen ganz ganz vorsichtig in die Wartehalle gebracht- und beide standen in ihren Kaefigen! Wir waren natuerlich super erleichtert. Die beiden waren ganz schoen fertig, waren etwas verstoert, hatten in die Kaefige gemacht und so. Wir haben draussen vor dem Flughafen erstmal ne ordentliche Pause eingelegt, da war auch Rasen und da haben wire in Weilchen entspannt bevor wir mit dem Taxi in ein super Hotel gefahren sind, das auch Hunde erlaubt (ist ja dort gar nicht so einfach, sobald der Standard steigt, gibt’s natuerlich da gleich mehr Probleme).

Wir haben den Tag (waren mittags im Hotel) mehr oder weniger verschlafen, wir waren alle dermassen kaputt, dass wir nur kurz mit den Hunden draussen waren und dann haben wir uns in das klimatisierte Zimmer und das riesengrosse superweiche Bett geworfen und stundenlang geschlafen. Die ganze Anspannung ist abgefallen und fuer ein paar Stunden waren wir super entspannt.
Dann, als Kroenung, kam das Abendessen: Derzeit ist Ramadan und unten im Hotel war ein mega Buffet aufgebaut, all you can eat, mit hauptsaechlich marrokkanischen Speisen. Da haben wir stundenlang gesessen und verschiedene Sachen probiert, die freundlichen Leute bestaunt, sowie die moderne und doch gemuetliche Ausstattung bewundert und eben die Reise revue passieren lassen. Es war ein ganz toller Abend, so gemuetlich und friedlich, alle waren so nett und hilfsbereit, alles war sauber und schoen, ruhig und entspannt. Ganz wunderbar.

Am naechsten Morgen sind wir um 9 wieder zum Flughafen zurueck, hatten zuvor ein koestliches  Fruehstuecksbuffet und waren deutlich ruhiger als vor dem ersten FLug. Wir hatten einfach ein besseres Gefuehl von Marokko und haben ja auch gesehen, dass die Hunde einen Flug ueberstehen koennen.

Unser Flieger ging von einem separaten kleineren Terminal ab, das war toll, denn so war es super uebersichtlich und wir hatten nicht so Angst, dass die Hunde in einem anderen Flieger landen koennten. Die Leute beim Einchecken waren total nett und freundlich,  Luke und Lara mussten noch nicht in die Kaefige, nur mal kurz zum Wiegen, alles war recht ruhig und leise, wir haben die Hunde eingecheckt bzw. alles Erforderliche erledigt (natuerlich mussten wir nochmal was bezahlen und auch die Gepaeckangabe war falsch. 2x23kg anstatt 2x32 pro Person. Aber wir hatten ja nicht mehr viel, da wir alles weggegeben hatten und wir jeder um die 27kg hatten; das haben die dann durchgehen lassen und wir brauchten nichts umpacken) und danach haben wir bis kurz vor Abflug mit den Hunden draussen gesessen. Das war so viel entspannter. Ein bisschen emotional war das dann ja trotzdem die Tiere in die Kaefige zu packen und abzugeben, aber die Leute waren wirklich nett und haben uns ganz genau erklaert wo und wie die beiden untergebracht werden. Eine knappe Stunde vor Abflug war das, wir haben die abgegeben und sind direct durch die Kontrollen und rein in den Bus zum Flugzeug, der da schon stand.

Der Flug war ganz schoen lang, knappe 8 Stunden, aber ganz problem-und turbulentlos.

Ja, und dann sind wir in Kanada gelandet. Das war vielleicht ein komisches Gefuehl! So lange im voraus hatten wir das geplant und in Gedanken durchgespielt und ploetzlich standen wir auf dem Montreal Flughafen. Total irre! Und wieder haben wir die Kaefige beim Aussteigen gesehen und diesmal auch zumindest einen Hund aufrecht stehend.
Wir waren aber dort nicht so schnell beim Gepaeck, weil die Immigration mega lange gedauert hat. Montreal ist ein grosser Flughafen und es mussten gerade ein paar Flieger gelandet sein. Wir kamen in eine riesen Halle mit mehreren hundert Leuten, alle vor uns natuerlich, super organisiert und leise in einer langen Schlange stehend, wie im Heidepark, diese schlaengelnde Schlange, immer eine Reihe hoch und eine runter (nur ohne diese Schilder “Ab hier noch 45 Min Wartezeit”). Es hat bestimmt ne Stunde gedauert bis wir endlich an der Reihe waren, aber eigentlich war das Warten dort schon super interessant, gerade weil es eben so leise und strukturiert war. Zweimal sind Leute zusammen geklappt (Kreislauf) und sofort kamen Medis angeduest – erst auf dem Fahrrad (im Flughafen!) und dann mit Trage und allem Schnickschnack. Wahnsinn. Und die Warteschlange wurde nebenbei weiterhin abgearbeitet. Da brach kein Chaos aus und keiner rannte zu dem Zusammengeklappten hin oder blockierte durch’s Gaffen. Die Schlange bewegte sich kontinuierlich weiter (natuerlich wurde gekuckt, aber eben im Vorbeigehen) und das fand so nebenbei statt.
Endlich kamen wir dran und meine Einreise war im Endeffekt kein Problem. Nun habe ich ein Visum fuer 3 Monate.
Dann ging’s zum Gepaeck und da standen die 2 (zwischen ca 100 zusammengeklappten Kinderwagen! Unser Flieger war rappelvoll mit Marokkanischen Familien, inklusiv ihrer Kinder!) und waren recht entspannt. Wirklich, der 2. Flug war nichts im Vergleich zum ersten.

Auch der Zoll war kein Problem, wir hatten ja die tollen internationalen Impfpaesse und natuerlich auch alle Impfungen, mussten nur ein paar Papiere ausfuellen und natuerlich was zahlen (aber diesmal nur $40, insgesamt, fuer beide. Das haben wir ja gern gemacht.) und dann waren unsere beiden offiziell Kanadische Hunde (naja, jedenfalls sind sie jetzt offiziell hier im Land!)!!

Unser Gepaeck war auch da und kurz danach standen wir mitten in der Traube von Menschen die am Abholschalter standen, um ihre Lieben abzuholen (natuerlich stand fuer uns keiner dort) und da haben wir erstmal fuer ein paar Minuten angehalten und laut losgelacht und ein kleines Freudentaenzchen aufgefuehrt – denn ab da war der Stress quasi vorbei. Wir haben es alle 4 lebendig und gesund und munter nach Kanada geschafft, mit allem Gepaeck und allen Papieren. Was fuer eine Reise, Anspannung und dann Erleichterung!!

Wir hatten ein Auto vorbestellt, das haben wir abgeholt und dann ging’s zum Campingplatz ausserhalb von Montreal.
Auf der Fahrt und alle paar Augenblicke in den ersten Tagen ging uns staendig durch den Kopf: Nun sind wir wirklich in Kanada!!