Auf nach Kanada

Ja, wir haben uns entschieden, fuer ein Weilchen nach Kanada zu gehen. Wir haben auch schon die Tickets abgeholt: wir fliegen am 5.9. in aller Fruehe von Accra nach Casablanca, Marokko, machen dort einen Tag Pause und fliegen dann direkt nach Montreal. Von dort (Osten) sehen wir dann, wie wir nach Edmonton (Westen, ca. 3000km entfernt) kommen.
Aber mal der Reihe nach…

Seit 2 Monaten sind wir nun in Ghana, anfaenglich sind wir ja recht viel herumgefahren, um einen geeigneten Wohn- und Arbeitsplatz zu finden. Damit hatten wir keinen Erfolg, zumindest nicht so, wie wir es gern haetten (und wir sind uns schon bewusst, dass wir da etwas verwoehnt sind). Auch Ghana an sich (oder Afrika im Moment??) hat uns nicht richtig ueberzeugt, gross Energie und auch Geld zu investieren, um laengerfristig hier zu bleiben. Wir haben immer mehr gemerkt, dass wir mal eine Pause von Afrika moechten. Besonders dann, wenn wir krank waren, und das kam ja in der letzten Zeit recht haeufig vor. Gerade lagen wir beide flach: alles deutet auf Salmonellen hin oder ansonsten irgendeine andere Lebensmittelvergiftung. Das war sehr unschoen und da es uns beiden schlecht ging, war es etwas anstrengend. Man konnte sich ja nicht richtig haengen und betueddeln lassen. Aerzte sind hier ja auch keine grosse Hilfe und krank werden darf man nur zu Sprechzeiten. Abends oder am Wochenende steht man dann ganz schoen bloed da und trifft auf gelangweiltes, desinteressiertes und nicht sehr hilfreiches Personal. Mittlerweile kennen wir uns selbst ganz gut aus und haben eine entsprechende Hausapotheke und versorgen uns selbst. Aber eine Woche hat es schon gedauert bis wir wieder fit waren und der Magen-Darm-Trakt wieder normal funktionierte.

Wir wuerden gern mal ein Weilchen gesund sein und keine Medikamente einwerfen muessen. Keine komischen Krankheiten, von denen man in der unmittelbaren Umgebung hoert, keine fiesen Insekten, die ueberall lauern (besonders jetzt in der Regenzeit). Aber auch von dem ganzen Drumrum, wie Muell, Sicherheit oder die Aussenseiter- bzw. besondere Rolle als Weisse haette ich gern mal eine Pause.

Wir sagen uns, dass wir genug hartes Afrika und die typischen Abenteuergeschichten erlebt haben. Wir muessen nicht mehr ganz spartanisch leben und Wasser aus nem Brunnen ziehen und eben eine Krankheitsgeschichte nach der anderen auftischen koennen. Das hatten wir jetzt und die Geschichten und Erinnerungen bleiben ja auch.

Nun wuerden wir gern schoen leben, mit kleinen Luxus- bzw. normalen Guetern (wir haben gerade gestern morgen beim Fruehstueck die ganzen praktischen Haushaltsgeraete gelobt, wie zeit- und arbeitssparend die sind. Man kann ja so viel gleichzeitig erledigen!), ein klein bisschen Unterhaltungs- und Freizeitprogramm (also von dem einen Kinobesuch in Burkina Faso schwaerme ich immernoch!! Und jedesmal wenn wir hier in die Shopping mall gehen, bummeln wir durch dieselben paar Laeden, auch wenn die kaum ihre Waren wechseln) und ein paar gleichgesinnte Menschen um uns herum.

All das deutet doch sehr auf die westliche Welt hin und da Josh gern mal wieder fuer etwas laenger nach Kanada wuerde und ich ja noch nie da war, haben wir uns nun entschlossen, eine Afrikapause einzulegen. Das ist kein endgueltiger Abschied und wir fahren auch nicht voellig gefrustet und veraergert ab – das war auch ein Grund, warum wir uns ueberhaupt fuer Kanada entschieden haben. Wir wollen nicht gefrustet und genervt von Afrika enden, wie so viele Europaer die wir kennengelernt haben, die dann morgens um 11 ihr erstes Bier aufmachen und nur stoehnen und schlecht von Afrika reden, aber trotzdem noch da sind.

Ja, nun sind wir also dabei unsere Abreise vorzubereiten und das ist, wie immer, ganz schoen schwierig. Afrika will uns irgendwie nicht gehen lassen, das merken wir immer wieder.

Das Auto haben wir mittlerweile verkauft (das ist eine separate Geschichte!!) und auch haben wir Kaefige fuer die Hunde bekommen. Nun werden wir uns um die Einreise nach Kanada kuemmern, ich weiss nicht ob ich da einfach so rein kann. Hier gibt e seine Kanadische Botschaft, da werden wir mal hingehen. Mit den Hunden scheint e skein Problem zu geben, die haben ihre Impfungen und auch Papiere, Quarantaene gibt es dort nicht.
Auch muessen wir sehen ob wir irgendwie ein paar Sachen nach Kanada schicken koennen, denn das Gepaeck im Flieger ist ja sehr beschraenkt und da die Hunde als Gepaeckstueck zaehlen (makaber, ne??), haben wir nicht mehr viel Platz. Wir haben schon bei verschiedenen airlines angerufen und haben nach Cargo gefragt, wir werden aber auch mal zur Ghana Post gehen – obwohl ich denen nicht ganz traue…
Es gibt also noch ne Menge zu tun und die letzten 4 Wochen werden sicher schnell vergehen.

Wir freuen uns sehr auf Kanada und stellen uns vor, wie wir auf der Farm von Joshua’s Eltern gemuetlich mit ner Tasse Tee sitzen und dem Schneegestoeber zusehen (leider haben wir keinen frueheren Flug bekommen, so dass der –eh schon kurze Sommer- so gut wie vorbei ist wenn wir endlich ankommen).

Ja, es steht also (wiedermal) eine grosse Veraenderung bevor. Ich freu mich sehr und hoffe, dass alles so klappt wie wir es uns vorstellen und wuenschen. Bis wir endlich in Kanada sind und durch alle Kontrollen sind, ist es noch ein langer Weg und wir haben manchmal das Gefuehl, dass wir uns vieles wirklich schwer erkaempfen muessen. Ich bin also sicher, dass noch ein paar Dinge geklaert und geloest werden muessen.

So, das waren die grossen Neuigkeiten von mir hier.
Mir gehts derzeit sehr gut, ich bin sehr gluecklich mit unserer Entscheidung und werde an vielen Tagen und in vielen Situationen daran erinnert, dass die Entscheidung absolut richtig ist.

Jetzt gehts also erstmal auf den Amerikanischen Kontinent!