Neues aus Ghana

Hallo alle zusammen,

Wir sind noch immer in Ghana und sind nun in das nette kleine Appartment eingezogen und nun wachen wir mit Meerblick auf (Josh hat mal die Zeit gemessen bis zum Strand: 24 Sekunden mit einer schwappenden Kaffeetasse in der Hand!).
Die Wohnung ist klein aber gemuetlich und natuerlich kein Vergleich zu Hotelzimmern oder dem Auto. Wir haben ausgepackt und sitzen auf einem Sofa!! Nun haben wir erstmal einen Monat bezahlt und dann sehen wir weiter.

Internet ist hier direkt im Guesthouse nicht moeglich (die haben keine Telefonleitung im Ort und wireless ueber Antenne ist zu weit weg bzw. wir sind hinter einem Berg und haben somit keinen Empfang), aber wir hoeren uns weiterhin um. Auch wenn es nicht klappt mit dem Internet bleiben wir erstmal den Monat hier und ueberlegen in Ruhe (und auf dem Sofa sitzend versus auf der Bettkante in einem kleinen Hotelzimmer) was wir machen wollen.

Wir sind viel in Ghana rumgefahren und haben uns viele Orte angesehen, aber irgendwie hat uns nichts so richtig ueberzeugt. Kokrobite hier war bisher der angenehmste Platz wo wir uns am wohlsten fuehlen. Es ist zwar nicht wirklich schoen/huebsch und der Strand ist okay zum Spazierengehen (aber schwimmen moechte ich hier nicht), aber hier gibt es ein bisschen Tourismus und somit auch eine kleine Gemeinde von Europaern mit denen man recht schnell in Kontakt kommt. Und wir haben gemerkt, wie wichtig uns das ist wenn wir irgenwo laenger bleiben wollen. Es ist einfach ein anderes Gefuehl ein paar Weisse um sich zu haben, die in derselben Situation sind (=alleine hier und ohne familiaere und gesellschaftliche Unterstuetzung) und sich gegenseititg unterstuetzen. Das ist gar nicht so einfach und vielleicht kommt es mir in Ghana schwieriger vor, weil wir komplett neu sind und so gar keinen kennen (bzw. mittlerweile ja kannten). In Gambia war ja von Anfang an die Schule da und man hat automatisch eine Unterkunft und Kollegen/Leute um sich herum. Und ich muss sagen, in Gambia kommt man mit den Menschen schnell ins Gespraech und man bekommt mal ein Laecheln. Ghana ist schon irgendwie anders, landschaftlich sehr schoen und abwechslungsreich, man kann einiges unternehmen und sich ansehen (hier in Accra gibt e seine richtig grosse shopping mall mit Suedafrikanischen Laeden – Shopright und Game und Mr Price! Da waren wir jetzt schon 2mal bummeln, das war total toll!). Das Klima derzeit ist super angenehm: wir sind mitten in der Regenzeit und es ist gar nicht so schwuehl, es regnet jeden oder jeden 2. Tag/Nacht und dann ist es fast kalt, aber auch ohne Regen haben wir oefter mal graue frische Tage an denen wir lange Klamotten anhaben. Natuerlich ist es auch sonnig und warm, aber bisher hatten wir noch keine unertraegliche Hitze oder Schwuele.

Aber irgendwie sind die Leute anders und etwas kompliziert, wir haben kaum Kontakt mit locals und die Gesichter sind recht verschlossen. Naja, vielleicht hatten wir bisher auch einfach kaum Gelegenheit oder haben die nicht richtig genutzt, wer weiss. Sicherheits-maessig sind wir auf jedenfall froh, hier in einem Guesthouse zu wohnen wo es immer Leute gibt und wir nicht allein auf einen ganzen compound aufpassen und damit verbunden wahrscheinlich Leute einstellen muessen. Man hoert ja immer irre Geschichten und wir lassen uns ja im Allgemeinen nicht verrueckt machen, aber ganz abschalten kann man das ja doch nicht.

Viele Europaer haben Knarren zu Hause und schiessen alle paar Tage/Naechte in die Luft, damit alle wissen, dass da jemand bewaffnet sitzt (das hatten wir in einem guesthouse in Guinea auch. Und als wir am naechsten Morgen gefragt haben was das denn fuer  Schuesse in der Nacht waren und die Frau uns das erklaert hat, waren wir natuerlich etwas ueberrascht/erstaunt/geschockt. Sie meinte dann nur ganz trocken:”Ist doch ganz normal. Das wird doch ueberall so gemacht, auch in eurem eigenen Land!” Und als wir dann im Doppelpack direkt “Nein!” geantwortet haben, war sie selbst ueberrascht und fand das ziemlich unlogisch, fast daemlich.).

Auch gibt es hier Mafia-artige Gruppen, die die Bauarbeiten von neuen Landbesitzern verhindern indem sie die Arbeiter dort attakieren. Die Landbesitzer haben dann zu zahlen und dann werden sie meistens in Ruhe gelassen.
Haeufig wird Land an mehrere Parteien verkauft (ohne dass die das wissen, versteht sich. Alle denken, sie waeren die rechtmaessigen Eigentuemer) und irgendwann kommt das natuerlich raus und dann kommt es zu einem Krach. Der “Krach”, den wir hier mitbekommen haben, war ein kleiner Krieg und zwar im Nachbardorf hier, 2 Minuten mit dem Auto. Dort wurden Haeuser und Autos in Brand gesteckt und zerstoert und die Leute sind geflohen (wir waren grade auf der Suche nach was Essbarem im Dorf und ueberall standen Leute rum und haben aufgeregt gesprochen, einige rannten und wir haben riesige Qualmwolken gesehen. Da wurde uns dann gesagt, dass es nebenan “Streit” gibt). Am naechsten Morgen sind wir da durchgefahren (das ist der einzige Weg, um an den highway nach Accra zu kommen) und waren voellig geschockt von dem Chaos (zerschmetterte Huetten und Verkaufsstaende, ausgebrannte Autos und Leute mit ihren Habseligkeiten auf dem Kopf, die aus dem Dorf raus wollten). Die Polizei war natuerlich nicht da, das Militaer haben wir am folgenden Nachmittag gesehen, aber meist wird das als “Familienfehde” abgetan und da wird sich nicht eingemischt.

Ja, bei solchen Geschichten moechte man nicht alleine wohnen und schon gar nicht Land oder ein Grundstueck besitzen und sich ernsthaft hier niederlassen. Ich denke, als Touri ist das okay hier und diese Rolle spielen wir nach wie vor brav und das klappt ganz prima. Aber ob das hier nun was laengeres ist, wissen wir nicht. Das wird sich zeigen, mal sehen wie es so ist, wenn wir etwas laenger hier an einem Ort sind.

Trotz all dieser Geschichten geht es uns aber gut und wir fuehlen uns hier in unserem derzeitigen Heim sehr wohl. Joern, der Typ der das Guesthouse managt, ist ein netter Kerl und freut sich ueber Gesellschaft und Verstaerkung, da er mit seinen Angestellten zu kaempfen hat. Die tanzen ihm etwas auf der Nase rum und er hat manchmal Schwierigkeiten, auf den Tisch zu hauen (das ging so weit, dass er im Endeffekt seine Wohnung fuer uns geraeumt hat und selbst in ein Zimmer gezogen ist, weil sich seine Koechin geweigert hat, die 2. Wohnung zu raeumen. Dort wohnt sie umsonst und nur auf Grund eines Abkommens mit der Besitzerin, die schon lange nicht mehr im Land ist. Dieses Abkommen beschraenkte sich allerdings auf die Zeit des Mutterschutzes, der nun abgelaufen ist. Aber nun ist sie mit ihrer ganzen Familie hier eingezogen –urspruenglich war die Rede von ihr und dem Baby, mittlerweile wohnen mehrere Kinder und Oma da und wer weiss wer noch alles. Es ist auf jedenfall immer mega busy in ihrer Bude- und wenn die Leute erstmal drin sind, muss meist die Polizei her, umd die wieder raus zu bekommen.).

Hier ist also immer was los und langweilig ist uns eigentlich nicht, auch wenn wir nicht wirklich was zu tun haben. Aber einfach mal ein bisschen gammeln und nichts tun ist ja fuer eine Zeit auch mal ganz nett. Joern hat viele DVDs und Buecher, die uns Unterhaltung liefern, dann gehen wir spazieren und allein die Suche nach Lebensmitteln nimmt einiges an Zeit in Anspruch. Wir vermissen das Gambianische Essen und ueberhaupt die Mentalitaet oder was man dazu sagen will, dass es an jeder Strassenecke was zu essen gibt. Hier ist das ganz schoen schwierig und so dolle ist das Essen auch nicht. Aber jetzt haben wir ja unsere eigene kleine Wohnung und wir haben uns eine Kuechenecke eingerichtet und dazu koennen wir hier auch die Kueche vom Restaurant mit benutzen. Ich werde bald mal einen Kuchen backen und mich an einer Pizza versuchen!